Broschüre "75 Jahre Hietzing 1921 - 1996"
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Inzwischen mussten wir einen Präsidenten finden. Alois Hysek schlug nach langem Suchen Frau Dr. Inge Kattinger vor, die notgedrungen doch zustimmte. Besonders Ing. Karl Orienter und Kurt Schwarzer standen ihr in dieser schweren Zeit hilfreich zur Seite. Gegen den Widerstand einiger Spieler von Margareten und der Schulgemeinde gruppierten sie die Mannschaften um. Nach dem Ausscheiden der Legionäre wie Franz Stoppel, Dkfm. Emil Bukacek und Herbert Heil bildete sich um die aus der Schulgemeinde kommenden starken ehrgeizigen Spielern wie Karl Janetschek und Ulrich Steiner eine neue Hietzinger Ligamannschaft, die wieder regelmäßig einen Spitzenplatz einnahm. Die Rumpfmannschaft der Schulgemeinde, verstärkt durch vier Damen (Dr. Inge Kattinger, Alfreda Hausner, Wilma Samt und Felicitas Bauer) hielt sich allen Prophezeiungen zum Trotz doch noch drei Jahre in der Liga.
Eine große Änderung brachte die Gründung der Staatsliga. Nach den damaligen Bestimmungen durfte ein Staatsligaspieler nicht in der Landesliga spielen. Deshalb verzichteten wir auf die Teilnahme in dieser Klasse. Die Spieler hatten zwar die Möglichkeit, bei Margareten in der Liga zu spielen, machten aber nur spärlich davon Gebrauch. Leider verloren wir auf diese Weise den für unseren Klub sehr wertvollen Spieler Karl Patzl. Dr. Inge Kattinger gelang es, im Verband diese Regelung der Staatsligaspieler wieder aufzuheben. Auch wurde im Terminplan die Staatsliga berücksichtigt. Unsere Staatsligamannschaft war in den ersten Jahren sehr erfolgreich. Gleichzeitig begannen wir in den Unterklassen Mannschaften aufzubauen.
Glücklicherweise konnte Frau Dr. Kattinger einen Sponsorvertrag mit den
Austria Tabakwerken abschließen. Leider wurde nach einigen Jahren der uns sehr
günstig gesinnte Vize-Generaldirektor Dr. Lothar Kloimstein in Pension
geschickt. An seine Stelle trat Generaldirektor Beppo Mauhart, der uns weniger positiv
gesinnt ist. Er wollte den Vertrag schon lösen, das konnte damals mit Hilfe von
Präsident Rudolf Thalhammer und OMed. Rat. Dr. Kurt Steyrer gerade noch
verhindert werden. Die erhoffte Erhöhung konnte aber nicht durchgesetzt werden.
Immerhin durften wir in den letzten Jahren nach Abschluss des Sponsorvertrages in den
Räumen des Tabakmuseums etliche repräsentative Veranstaltungen
durchführen, wie den Wettkampf gegen Honved Budapest, eine
Staatsliga-Abschlussrunde oder ein Mannschaftsschnellturnier im Jubiläumsjahr 1981.
Später waren für solche oder ähnliche Veranstaltungen keine Termine mehr zu bekommen.
An größeren Veranstaltungen wären zu nennen:
Das Carl-Schlechter-Gedenkturnier 1971, das gemeinsam mit dem
Niederösterreichischen Landesverband unter tatkräftigster Unterstützung
von Dr. Wilfried Dorazil zu günstigen Bedingungen in Gloggnitz
durchgeführt werden konnte.
Eine Einladung zu einem Vergleichskampf des ungarischen Meistervereins Honved Budapest.
Auch wurde ein Internationales Mannschaftsschnellturnier durchgeführt, an dem
Anderssen Bavaria und ZSD Maribor teilnahmen.
Dann organisierten wir im Jahr 1981 ein großes Mannschaftsschnellturnier, ein
Einzelblitzturnier und ein Einzelschnellturnier. Wir fuhren mit einer Mannschaft nach
Frankreich zum Schachklub
In den Landesbewerben änderten sich die Verbandsbestimmungen so radikal (Einführung der Elozahl als Maßstab für die Aufstellungen), dass die Sektion Margareten dem Schachklub Hietzing die Landesliga überließ, um selbst in der A-Liga weiterzuspielen, da die Margaretner nicht so viele gute Spieler in Ihren Reihen hatten. Inzwischen hatten einige Margaretner Funktionäre derart im Klub intrigiert, dass ihnen der Klubausschluss drohte. Dies verhinderten sie, indem mit einigen älteren Margaretnern und dem Schachklub Ing. Bruckner eine Wettspielgemeinschaft gegründet wurde, die dann nach kurzer Zeit (einem Jahr) wieder aufgelöst wurde.
Zu erwähnen wäre auch noch, dass der Kassier des Wiener Schachvereins, der einige Zeit auch als Kassier des Gesamtvereins tätig war, dem Glücksspiel nicht abgeneigt, sich an den Klubgeldern vergriff. Die anderen Klubleitungsmitglieder nahmen die Warnungen von Dr. Inge Kattinger nicht ernst. Erst auf verstärktes Drängen hin erreichte sie die Absetzung des Kassiers. Schlussendlich wurde festgestellt, dass ca. 5000,-- Schilling aus der Klubkassa des Gesamtklubs fehlten. Die Funktion übernahmen vorübergehend der heutige Bezirksvorsteher des 4. Wiener Gemeindebezirks Dr. Karl Lengheimer und unser langjähriges Mitglied Kurt Schwarzer. Endlich wurde in Herrn Rudolf Hauptfeld ein guter Kassier gefunden. Auf Betreiben von Dr. Herbert Petrousek sollte ein Mitglied des Schachklubs Wieden (Heinz Insam) die Kassierstelle übernehmen. Nach Unregelmäßigkeiten in der Kassengebarung erklärte sich Rudolf Hauptfeld schließlich noch einmal dazu bereit, die Kassierstelle zu übernehmen.
Der Auszug aus dem Schachheim Laurenzgasse war ein notwendiger Schritt, da die Schachspieler und Funktionäre nicht bereit waren, mitzuhelfen bzw. im Schachheim etwas zu konsumieren. Infolgedessen war auch die große Bibliothek des Schachklubs in Gefahr. Maria (Kassierin) und Franz Winkler jun. (Schriftführer), rührige Mitglieder der Sektion Inzersdorf, erklärten sich bereit, die Bibliothek bei sich aufzunehmen, da die Lokalitäten der Laurenzgasse vermietet wurden. Bei einem Krach zwischen Margareten und Inzersdorf um die Aufstiegsberechtigung in die Liga wurde den Hietzinger Funktionären vorgeworfen, nichts dagegen unternommen zu haben. Dies führte zum sofortigen Austritt der Sektion Inzersdorf. Gleichzeitig war das Problem Bibliothek wieder auf dem Tisch. Also begann man, die Bücher in den modrigen Keller unterhalb des Café Frey einzulagern. Kurt Schwarzer und Dr. Inge Kattinger bemühten sich, die Nationalbibliothek dafür zu interessieren. Diese versuchte, mit einer Verzögerungstaktik den Preis zu drücken. Nach einiger Zeit sagte sie dann ganz ab, die Bücher zu übernehmen. Schließlich musste der Keller des Kaffeehauses auch noch geräumt werden. Kurt Schwarzer erklärte sich bereit, die Zeitschriften und Bücher einstweilen bei sich unterzubringen. Bei der Generalversammlung beschlossen die anwesenden Mitglieder mit großer Mehrheit die Versteigerung der Bibliothek. Dr. Wilfried Dorazil hat diese Vorgangsweise nie gutgeheißen. Aus dem Erlös wurde der Wettkampf gegen Honved Budapest finanziert. Die berühmten Turnierbücher sind indessen alle neu aufgelegt worden. Also bestand an den vermoderten Scharteken kaum Interesse.